Das Objekt "Nikolaus"

„Die Geschichte der Behörde“
Eine Historie zum BND

„Codename Nikolaus“
Ein Essay von Ch. Schaden

Der Lageplan des Standortes Pullach

 

Historie des Standortes Pullach

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Die Geschichte der Behörde

Zum 1. April 1956 erfolgte auf Beschluss des Bundeskabinetts die Gründung eines eigenen Auslandsnachrichtendienstes für den westdeutschen Staat. Der Erlass verfügte zugleich die Übernahme der bislang von den USA – zuletzt seit 1949 von der CIA - geführten „Organisation Gehlen“ in den Bundesnachrichtendienst.

Die Organisation Gehlen

Reinhard Gehlen, vormals als Wehrmachtsgeneral Leiter der Abteilung „Fremde Heere Ost“ (FHO) im Oberkommando des Heeres, hatte nach Ende des Zweiten Weltkriegs seine früheren Mitarbeiter sowie die Arbeitsunterlagen der FHO in den Dienst der USA gestellt, um in deren Auftrag die Rote Armee der UdSSR und ihre Verbündeten sowie die militärischen und politischen Verhältnisse in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands – der späteren DDR – mit nachrichtendienstlichen Mitteln aufzuklären. Die von den USA finanzierte und geführte Geheimorganisation operierte seit 1946 vom Gebiet der amerikanischen Besatzungszone aus – Sitz der Zentrale war zunächst Oberursel im Taunus, seit Dezember 1947 Pullach südlich von München.  mehr...
 

Codename Nikolaus

Der Sieg wird vor allem darin bestehen, dass man eine gute Fernsicht hat,
alles aus der Nähe sieht und alles einen neuen Namen trägt.“

Apollinaire

Wer Namen gibt, legt Spuren. Dabei bemisst sich der Informationswert eines Namens nicht zwangsläufig nach dem Grad seiner Verständlichkeit. Als am 6. Dezember 1947 mehrere Mitglieder der „Geheimorganisation Gehlen“ eine Liegenschaft zwischen Großhesselohe und Pullach bei München in Besitz nahmen, die zum Ausgangspunkt ihrer zukünftigen nachrichtendienstlichen Aufklärungsarbeit werden sollte, verspürten sie ein akutes Bedürfnis, für das Territorium einen geeigneten Namen zu finden. Mit ironischer Delikatesse benannten sie das Siedlungsareal ausgerechnet nach jenem berühmten Metropoliten von Myra, dessen Jahrestag gerade gefeiert wurde: Camp Nikolaus. Im Rückblick mutet der Titel tatsächlich wie ein vorweihnachtliches Geschenk an, das mehr von einem kindlich verspielten Aneignungsreflex der Namensgeber zeugt als von ausgefeilten Codierungsstrategien. Wenn man das über Jahrzehnte gepflegte Image des Bundesnachrichtendienstes ins Visier nimmt, mag man dennoch spekulieren, ob es sich bei der Einschätzung nicht um einen Trugschluss handeln könnte. Denn die etymologische Rückführung des Namens Nikolaus verweist auf eine zweifache Bedeutung, die in ihrer Doppelbödigkeit eine dezidiert andere Fährte legt: »Sieger aus dem Volk, Sieger über das Volk.«   mehr...